Warum ich dafür plädiere das Trumps Gewicht egal ist!

geschrieben von Malena Glück

Vor ein paar Tagen im Fernsehen kam die Aussage Präsident Trump sollte sich öffentlich wiegen, weil er angeblich bei seinem Gewicht gelogen hat.

Irgendein Arzt hat ihm Gesundheit bescheinigt und alle regen sich auf wegen seinem „Übergewicht“ würde das nicht stimmen können. Auf einmal steht im Raum das ein dicker Mensch kein Präsident sein kann bzw. sollte.

Egal wie mensch zu Trump steht oder nicht, das sind dickenfeindliche Aussagen.

Egal was mensch zu der Tatsache sagt das Trump Präsident ist: jede Aussage über „Übergewicht“, die damit verbundene angebliche „Gesundheitsgefährdung“ in Verbindung mit einer Anzweiflung ob jemand für den Job/Beruf geeignet ist, ist dickenfeindlich.

Sie betätigt das gesellschaftliche Bild von Dicken als unfähig einen Job/Beruf auszuüben sowie als Gesundheitsrisiko.

Aber weil es sich hier um Trump handelt fällt es nicht weiter ins Gewicht? Alle Bewegungen die auf positive Körperbilder aus sind müssten hier aufschreien.

Was ist das für eine Aussage für unsere Kinder: ihr könnt nicht Präsident werden, weil ihr dick seid? Weil ihr den Anforderungen als dicker Mensch nicht entsprechen könnt? Weil ihr ein zu hohes Gesundheitsrisiko tragt? Ihr könnt euer Land nicht repräsentieren, weil ihr einen dicken Körper habt?

Und wir sollen angeblich gerade einen Aufschwung erleben von positiven Körperbildern und „Body positiv“-Bewegungen. Also bei mir ist da nichts zu spüren. Das ist wohl eher mehr Schein als Sein.

Die Internetkultur zeigt sich vor allem durch Flüchtigkeit und kurzem, spontanen Aufflackern ohne langlebig, aufrichtig für seine Überzeugungen einzustehen. Ein „Like“ oder „Dislike“ ist schnell angeklickt, das auch zu leben und zu verwirklichen ist schon was ganz anderes.

Verantwortungsvolles Benehmen und verantwortungsvolles, nachhaltiges Verhalten ist in Zeiten von „facebook“, „twitter“, „Instagramm“ nicht mehr angesagt – es wird geteilt, geklickt, gelikt und nach drei Tagen ist es vergessen. Gut manchmal geht es ein Jahr und dann hat es auch keine vertiefenden, gesellschaftlichen Auswirkungen. Es verändert nichts.

Gerade noch wird gelikt mensch solle nicht nach seinem Aussehen beurteilt werden schon heißt es der Präsident lügt wegen seinem „Übergewicht“ – Trump kann ja wegen vielem beurteilt werden und hinterfragt werden aber weil er wegen seinem Gewicht lügt?

Entschuldigung da muss man sich ja als Körperaktivistin an den Kopf greifen. Sein Gewicht geht niemanden etwas an. Was für einen einzelnen Menschen gilt muss auch für Trump gelten. Niemanden geht das Gewicht oder die Gesundheit eines anderen Menschen an – auch nicht wenn derjenige Präsident ist.

Nein, mensch muss nicht alles preisgeben für einen Beruf – auch nicht als Präsident. Der Präsident versinnbildlicht hier ein gesellschaftliches Bild, das auf alle anderen Menschen umgemünzt werden kann. Als Körperaktivistin setze ich mich dafür ein, dass wir nicht nach unserem Körper, Aussehen und Gewicht beurteilt werden.

Es geht also gar nicht, dass darüber diskutiert wird: ob jemand wegen seinem Körper, Aussehen und Gewicht geeignet oder nicht geeignet für einen Job/Beruf ist. Das geht definitiv gegen mein Verständnis von Menschenwürde. Wir müssen an anderen Kriterien messen ob jemand seinen Job/Beruf ausüben kann als sein „Übergewicht“ oder ob die Person der Menschheit sein Gewicht mitteilen will oder nicht (und deswegen lügt).

Ihn vorführen zu wollen indem man vorschlägt ihn öffentlich zu wiegen ist widerlich und entbehrt jegliche Menschenwürde.

Allein die Vorstellung sich öffentlich wiegen zu müssen, so wie es in Schulen oft üblich ist, ist für viele dicke Menschen grauenhaft. Es beraubt uns unserer Menschenwürde, wer so etwas in der Schule erlebt hat weiß wovon ich spreche. Auch in einer kleinen Gruppe ist das bereits öffentlich, denn für ein Kind sind bereits drei bis vier andere Mitschülerinnen oder Mitschüler viel. Vor allem kann man sich den Spott und Hohn sicher sein, der dann darauf in der ganzen Klasse folgt.

Wer den Schularzt schon erlebt hat und die dazugehörige Belustigung der anderen Kinder sowie die Beschämung und die Scham die mensch dabei fühlt eben nicht das Gewicht zu haben sondern „Übergewicht“, weiß um die menschenverachtenden Mechanismen hinter der zur Schaustellung des Wiegens eines Menschen in der Öffentlichkeit.

Aber es wird zur Kenntnis genommen. Hingenommen wie das Menschenbild das dahintersteckt. Der Körperaktivismus im Zeitalter des Internets hat keine Nachhaltigkeit im Kopf der Menschen. Vereinzelt werden Gedanken mit einem „like“ versehen aber sie greifen nicht tief, bleiben Sprüche im Kopf ohne ins Herz zu wandern. Ohne Handlungen, die darauf folgen.

Wo ist der Aufschrei nach solchen Kommentaren selbst wenn es Trump betrifft? – Denn es betrifft uns alle! Die dahinterliegenden Gesellschaftsstrukturen und gesellschaftlichen Menschenbilder betreffen uns alle! Diese gehören geändert und nicht einfach nur mit „like“ und „dislike“ versehen. Dieses Nachaußen bin ich bei der Bewegung dabei aber innerlich verändert sich nichts – ist eben mehr Schein als Sein. Wir sind dafür verantwortlich unsere Meinungen zu verwirklichen und zu leben und nicht nur schwammig im Internet dem Mainstream zu folgen und wiederzugeben. Wir müssen weniger „liken“ und mehr hinterfragen. „Body positiv“ also Körper-positive Menschenbilder gehören gelebt, auch vorgelebt.

Es kann nicht sein, dass wir wirklich jemanden auffordern (selbst im Scherz, der keiner ist – ich fand es nicht lustig, sondern erschreckend) sich öffentlich zu wiegen! Es kann aber auch nicht sein, dass wir Gesundheitsrisiko „Übergewicht“ zum Ausschlusskriterium für bestimmte Berufe machen.

Als Menschen, die erfinderisch sind und kreativ, muss es doch viele Möglichkeiten geben Berufe auch zum Beispiel für dicke Menschen zugänglich zu machen – vielleicht ist es nicht gerade im Interesse das zu tun, weil es gar nicht genug Arbeitsplätze gibt aber auch hier besteht sicher die Möglichkeit mit Kreativität und Erfindungsgeist neue Arbeitsplätze zu schaffen.

Wir müssen nur endlich aus unseren festgefahrenen Gedankenmuster und Gedankenbilder herauskommen und unser volles Potential als Menschen nutzen. Dazu bedarf es aber auch den Willen es zu verwirklichen und zu leben – und eben nicht nur zu liken bzw. zu disliken oder schlimmer Hasspostings zu schreiben.

In diesem Sinne auf ein Schaffen tiefer-gehender gesellschaftlicher Veränderungen durch das kreative Denken, Verwirklichen und Leben von neuen Möglichkeiten! Auch im Sinne von einem neuen, verantwortungsvolleren und nachhaltigeren Umgang mit Medien insbesondere dem Internet! Danke!

Dickenhass online!!!11

https://i0.wp.com/www.dor-lomin.com/wp-content/uploads/2009/03/lebowski-opinion.jpg

(Dieser Text befasst sich spezifisch mit dem Hass, der dicken Frauen in Medien wie z.B. dem Internet entgegengebracht wird. Ein kritischer Umgang mit Medienkonsum betrifft aber natürlich nicht nur Dicke.)

Ein Beispiel von vielen: Ragen Chastain ist eine amerikanische Bloggerin und Tänzerin. Auf ihrem Blog setzt sie sich u.a. mit den Themen Körpervielfalt und Dickenaktivismus auseinander. Die Welle an Hass, die ihr bei dieser Arbeit entgegenschlägt, ist erschreckend. Sie schreibt selbst davon, wie sie von anonymen Internetusern beschimpft und im realen Leben verfolgt wird. Es gibt eigene Blogs, die sich ihrer vermeintlichen Heuchelei widmen und seitenweise Artikel posten, in denen die „Wahrheit“ über diese freche dicke Frau aufgedeckt wird. Hier einer ihrer Blogeinträge über die Stalkingvorfälle.

Für meinen persönlichen Umgang mit Medien allgemein, aber insbesondere ONLINE habe ich 1. langsam gelernt meinen Körper von der Dummheit, Boshaftigkeit und dem Hass anderer Menschen zu trennen 2. gelernt meine Medienerfahrung bewusst zu steuern, zu sortieren und unnötige Wut/Enttäuschung über „The Biggest Loser“ usw. zu vermeiden und 3. durch die Arbeit für die ARGE versucht meinen kleinen Teil beitragen, um Veränderung zu bewirken.

Diese Methoden kommen nach vielen Jahren des nicht regulierten Konsumierens von Körper- und Lebensidealen, die ich nicht erfüllen kann. Ich bin ein Popkultur-Opfer. Konsumentin von vielen Mainstream Filmen, Fernsehserien, Büchern, Musikvideos, Blogs und Magazinen.

Diese Medien bieten nicht viel Platz für dicke Frauen, außer als herablassende Pointe oder Objekt des Mitleids. Die Tatsache, dass mein Körper als verächtlich gilt, war mir schon lange klar.
Wenn ich als Kind im Fernsehen dicke Frauen gesehen habe, die ihre massigen Körper mit schwerem Atem durchs Bild hieven, um dann auf der Couch mit einer Packung Chips zusammenzubrechen, dann war klar: das ist das Allerletzte! Niemand will diese Frau. Wenn ich Bücher gelesen habe, in denen im Nebensatz auf die unglückliche, dicke Freundin verwiesen wurde, war klar: das will ich niemals sein. Ich will keine Nebenrolle in meinem eigenen Leben spielen. Wenn Heidi Klum erklärt hat, dass Schönheit harte Arbeit ist und ihre Mädchen daraufhin unter Tränen vom Laufband zur Waage und zurück rennen, war klar: so gehört sich das. Ich will nicht weinen müssen, weil niemand meinen dicken Körper sehen will.

Hundert Filme und Fernsehserien, Seitenblicke Magazine und Bravo-Mädchen Hefte später und ich hatte die Nachricht verinnerlicht. Dicksein ist die größte Schande, die sich eine Frau leisten kann. Oder nicht?

Wie kann das alles stimmen? Wieso kann ich nicht einfach sein ohne dauernd an Besserung, Veränderung oder Verwandlung denken zu müssen? Wie kann es nur einen guten Körper geben? Wie kann ich mich genug hassen, um mich irgendwann schön zu finden? Wieso dürfen andere Leute solche Entscheidungen über mich treffen? Warum bin ich nicht wütend?

Ich kann die Meinung anderer nicht ändern (und ich habe auch nicht die Kraft oder das Interesse Leuten zu erklären, warum es nicht OK ist mich als fette Sau zu beschimpfen und mir den Tod zu wünschen), aber ich weigere mich zu glauben, dass mein Körper das Problem ist.

Im Internet darf man ja bekanntlich eh alles sagen und jeder hat eine Stimme und Meinungen sind Fakten. Deswegen bewege ich mich online fast ausschließlich auf intersektional feministischen, body positiven Blogs und Kanälen, konsumiere Videos, Bilder und Texte, die sich dem Leben konventionell ignorierter und verachteter Körper und Menschen widmen. Siehe z. B. die Ressourcen auf unserem Blog unter „Links“.

Ich sehe die Gestaltung meiner Online-Erfahrung als aktive Handlung gegen Hass. Ich kann die Realität meines Körpers so oder so nicht vermeiden, dafür muss ich mich nur in die U-Bahn setzen oder meine Mutter anrufen. Ich nehme mir aber das Recht heraus, mich zuhause vorm Computer sicher und bestärkt zu fühlen.

Und trotzdem: der Hass bleibt mir nicht erspart. Er bleibt keiner dicken Frau erspart. Deswegen spielt die ARGE für mich eine große Rolle in der Bewältigung des Alltagswahnsinns. Hier kann ich durch Blogeinträge, Treffen mit anderen Frauen, Teilnahme an diversen Aktionen/Parties/Modemärkten aus dem Schatten treten und mich aktiv an Veränderung beteiligen.

 

 

 

Gewalt an Dicken – ein Erfahrungsbericht auf Facebook und was er auslöste

geschrieben und zusammengestellt von Anita Drexler

 

Spezifische Gewalt gegen Dicke wird in den Medien ( sozial oder sonstwelche) kaum thematisiert – ich wage sogar zu behaupten, den meisten Menschen, die nie akut davon betroffen waren, ist das Phänomen  überhaupt nicht bekannt.

Wenn es einmal an die Oberfläche tritt, man vielleicht sogar selbst zum/zur Täter_in wird, wird das Gesagte / Getane gerne als „Nichtigkeit“ oder als „gerechtfertigt“ abgetan – manchmal sogar seitens der Opfer selbst. Als vor ein paar Tagen, am 8.Juni,  die Autorin und Aktivistin Stefanie Sprengnagel ( alias Stefanie Sargnagel ) auf ihrem Facebook-Account auf eine derartige Erfahrung ihrerseits aufmerksam machte, löste das eine bemerkenswerte Diskussion aus.

Natürlich gab es die facebooküblichen Berg- und Talfahrten was das Niveau der Beiträge anbelangte, aber neben erstaunlich fettpositiven Einzelstatements und Erfahrungsberichten waren auch die Reaktionen auf Postings selbsternannter „Befürworter_innen eines gesunden Lebensstils“ vielseitig und teilweise wirklich lesenswert.

Da der Ursprungs- gemeinsam mit dem Folgebeitrag um die 100 Kommentare zur Folge hatte, findet ihr hier eine kleine Auslese.

Diese Diashow benötigt JavaScript.

Dicker Kommentar: My Big Fat Fabulous Life

Positive Darstellungen von dicken Frauen (und Männern) in den Medien sind dünn gesät.  Da nehme ich schon mal das amerikanische Reality TV-Format in Kauf, um eine dicke Frau tanzen zu sehen.

Es klingt eigentlich ganz einfach: die dicke Tänzerin Whitney Way Thore stellt Videos auf Youtube, Fernsehproduzenten erkennen das Marketingpotential und so entsteht ein US-amerikanisches Reality Format, das mit Vorbehalt fat postitve ist.
Es wäre zu einfach die Sendung als typischen Reality Müll abzutun. Die Serie meint es (oft) gut, die Hauptdarstellerin wirkt sympathisch, mit gehörigem Südstaatencharme und ehrlich um Aufklärungsarbeit rund ums Dicksein und Body Positivity bemüht.

Gut ist die ehrliche Auseinandersetzung mit dem Alltag des Dickseins. So müht sich Whitney mit Sitzgurten ab, sucht nach passenden Bikinis und Badezimmern im neuen Haus und bittet ihre Mutter bei der Beinrasur zu helfen, weil sie selbst nicht alle Stellen erreicht. Nichtsdestotrotz rutscht die vermeintlich bedingungslose Ehrlichkeit immer wieder in das typische voyeuristische Guckstdu-Dicke Genre ab. Whitneys Not wird mit Kameras festgehalten und Witze und Augenzwinkern können nicht darüber hinwegtäuschen, dass hier sehr intime Momente für Quoten ausgenutzt werden.

Gut ist die Tatsache, dass die Männer, die an Whitney interessiert sind, nicht aus Scham mit Pornobalken über den Augen anonymisiert werden. Natürlich bleibt unklar, ob das Interesse aufrichtig ist, aber sie wird zumindest nicht zur sexlosen Karikatur gemacht. (Teil des Reality-Formats ist auch hier natürlich das Finden Der Wahren Liebe.)

Schlecht ist der Tränendrüsenfaktor inklusive dramatischer Musik bei der zur Hiobsbotschaft stilisierten Diagnose Prä-Diabetes. Damit will ich gesundheitliche Probleme nicht herunterspielen, aber hier wird ganz ordentlich mit der Angst aller Beteiligten und Zuschauer zum Stereotyp der dicken Diabetikerin (die negativen Klischees könnten mehrere Artikel füllen) gespielt.

Ganz, ganz schlecht ist der Umgang mit Whitneys polyzystischem Ovarialsyndrom. An dieser Stelle wird Whitney als Opfer ihres eigenen Körpers präsentiert und damit von jeder „Schuld“ am dicken Körper entbunden. Die arme Frau kann nichts dafür, sie war ja früher ganz dünn (siehe Fotos von ihr als ranke Tänzerin), aber dann hat die Krankheit zugeschlagen (siehe Fotos einer traurigen dicken Whitney). Ich kann die Realität dieser Erkrankung nicht beurteilen, die Lebenserfahrung der Einzelnen entspricht vielleicht Whitneys Geschichte, aber die schamlose Darstellung der armen, guten Dicken, die ja alles tut was sie kann, ist mies. Whitney sollte sich nicht für ihren Körper entschuldigen oder erklären müssen wieso sie dick ist.

Das Format lebt letztlich vom Charisma der Protagonistin: intelligent, selbstironisch, optimistisch, fat positive. Für viele komische Momente sorgen Whitneys Eltern, besonderes Highlight ist ihre Mutter Babs.

Neben der TV-Karriere meint es die Frau gut mit sich und ihren Zuseherinnen. Ihre Arbeit ist sicherlich ein harter Kampf gegen Vorurteile, hasserfüllte Kommentare und Neider, die einer dicken Frau nicht gönnen wollen, ihren Körper zu zeigen und zu lieben so wie er ist.

Alles in allem: sehenswert, wenn auch mit Vorsicht zu genießen.

My Big Fat Fabulous Life, Staffel 1
(Folgen sind auf YouTube abrufbar, Englisch ohne UT. Mittlerweile wurde auch eine zweite Staffel produziert.)

Anmerkungen zum aktuellen Adipositas-Bericht des Wiener Programmes für Frauengesundheit

Quelle: „Wiener Programm für Frauengesundheit“

Quelle: „Wiener Programm für Frauengesundheit“

geschrieben von Anita Drexler

Das Wiener Programm für Frauengesundheit, gefördert durch die Stadt Wien ist eigentlich eine gute Sache. Seit dem Jahr 1998 nimmt man sich dort frauenspezifischer Gesundheitsthemen von Brustkrebs bis hin zum Umgang mit Gewalterfahrungen an und setzt sich sowohl mit der wissenschaftlichen Erschließung als auch der Wissensvermittlung in diesem Kontext auseinander. In der Vergangenheit sind mir die dort veröffentlichten Materialien durch eine analytische Herangehensweise und einen weitgehend ausgewogenen Umgangston positiv aufgefallen. Einen Grund mehr, einen Blick auf den aktuellen Adipositas-Bericht zu werfen der im Jänner 2016 veröffentlicht wurde. Weiterlesen

„Plus-Size-Models werden immer noch anders behandelt als dünne Models“

– eine Replik auf den Vice-Artikel von Ina Holub

geschrieben von Anita Drexler

Liebe Ina Holub,

ich habe deinen Artikel in der „Vice“ gelesen und konnte dir in einigen Punkten zustimmen. Die schwierige, uneinheitliche Definition von „Plus-Size“ etwa – Stichwort „wo beginnt Dicksein“. Auch, dass eine Schieflage herrscht was die Darstellung dicker Frauen in den Medien, so sie überhaupt präsent sind, im Vergleich zu ihren dünnen Kolleginnen anbelangt, beleuchtest du durchaus objektiv – dass es Neid und Intoleranz auf beiden Seiten gibt, ebenso.

Dann wird der Artikel für mich schwierig. Du beklagst dich darüber, dass dicke Models anders behandelt werden als dünne. Dicke würden meist weniger digital aufgehübscht, müssten stets bereit sein, vor der Kamera „das Authentische“ zu geben, auch in all seiner Hässlichkeit, und bekämen einfach andere und weniger vielfältige Aufträge als ihre gertenschlanken Kolleginnen.

Liebe Ina, das liegt ganz einfach daran, dass sie dicke Frauen sind und Ungleichbehandlung dicker und dünner Menschen in unserer Gesellschaft absolut salonfähig ist. Leider trägst auch du mit deinen Positionen in einigen Punkten nicht unbedingt dazu bei, dass sich an diesem Umstand etwas ändert.

Weiterlesen

Interview mit der ARGE Dicke Weiber

»Dicke Dinger – Ein Heft über Größe« heißt das Abschlussmagazin der Lehrredaktion 52A der Deutschen Journalistenschule in München. Johanna Popp reiste dafür nach Wien und führte ein Interview mit drei Frauen der ARGE Dicke Weiber. Es ist online nachzulesen.

Klartext #33
Dicke Dinger – Ein Heft über Größe
»ARGE Dicke Weiber – „Man sollte Frauenmagazine verbieten!«
klartext-magazin.de/52A/arge

FettCast #1: Ein Podcast über dickes Leben

Es gibt einen neuen Podcast!

Dank Mädchenmannschaft und ihrer Serie (Mein) Fett ist politisch erfahren wir manchmal großartige Neuigkeiten. Zwei Dickenaktivistinnen aus Deutschland haben einen Podcast ins Leben gerufen. Magda und Ragni sprechen im FettCast über ein dickes Leben, dicke Politik und dicken Alltag.

Wir freuen uns sehr darüber und schicken ein herzlichen Dankeschön und dicke Grüße an Magda und Ragni!

Anzuhören ist FettCast über SoundCloud:
http://soundcloud.com/fettcast/fettcast-001

Dicke leben länger

Für die aktuelle Ausgabe der Studierendenzeitung TÓDOS schrieb Sarah Reisenbauer einen Artikel zum Thema Diskriminierung von dicken Menschen. Dabei hat sie auch der ARGE Dicke Weiber ein paar Fragen gestellt. Hier der Text in voller Länge.

DICKE LEBEN LÄNGER

Während der U-Bahnfahrt lese ich in der Zeitung: »Übergewichtige leben länger« 1 – durch eine Metastudie in den USA hat sich herausgestellt, dass Personen mit mehr 2 als dem sogenannten Normalgewicht im Schnitt länger als diese leben. Das Sterblichkeitsrisiko ist zwar nicht viel, aber doch um ganze 5-6% niedriger als bei den »Normalgewichtigen«. Das widerspricht dem gängigen und tief verankerten Vorurteil, jegliches Dicksein an sich sei schon etwas sehr ungesundes.
von Sarah

Der standardisierte Mensch

Was soll denn Übergewicht nun genau sein? Das Wort wird geradezu inflationär verwendet, wenn jemand die Meinung ausdrücken möchte, eine Person sei in ihren* oder seinen* Augen zu dick. Aus dem Begriff Übergewicht folgt, dass es ein normales Gewicht als Gegenpart gibt. Es wird wohl auch so sein, dass jede Person irgendwo einen für sie gesunden Gewichtsbereich hat. Nun wird dieser Bereich aber nicht für jede Person individuell festgelegt, sondern es werden ein paar standardisierte Berechnungsmethoden angewandt, die sich nur auf wenige Messwerte stützen und daher niemals individuell sein können.

Eine solche Messgröße ist der Body Mass Index (BMI), der sich nur auf Körpergröße und Masse (Gewicht) bezieht. Eine durchtrainierte Gewichtheberin* oder ein Kugelstoßer*, die beide viel Muskelmasse besitzen, hätten laut ihrem BMI das, was mit Übergewicht bezeichnet wird. Trotzdem ist in vielen Köpfen, in der Wissenschaft und Medizin, der BMI als starre Gewichtsnorm verankert. Zum Problem wird die BMI-Rechnerei meiner Meinung nach dann, wenn Personen versuchen anhand ihres BMIs zu erfahren, ob sie in die Kategorie Normalgewicht fallen und falls sie nicht in dieser Kategorie sind, sich aufgrund dieses Wertes extrem unwohl fühlen. Obwohl mit ihrem Körper vielleicht alles in bester Ordnung ist.

Weiterlesen