Fat Acceptance / Body Acceptance / Dickenaktivismus

geschrieben von Malena Glück

Immer wenn es um dieses Thema in den Medien geht kommen dutzende, hasserfüllte Kommentare von anonymen Schreibern wie dumm Menschen sind die sich für Fat Acceptance / Body Acceptance / Dickenaktivismus engagieren.

Dazu kommen hunderte Kommentare wie hässlich und ekelhaft Dicke nicht wären und nochmal hunderte Kommentare wie lächerlich Dicke doch sind. Meist ist gleich am Kommentar gut zu erkennen ob die Person dick ist, einmal dick war oder eben nie davon betroffen war.

Und wie kann es anders sein, die meisten Kommentare kommen von Menschen, die nie vom Dicksein betroffen waren. Welche Bedrohung muss es für Dünne darstellen wenn Dicke sich nicht mehr diskriminieren lassen wollen? Da wird auch schon die Vorstellung, Dicke würden wegen ihres Dickseins diskriminiert, ins Lächerliche gezogen. Oder auch überhaupt gemeint, wenn Dicke nicht diskriminiert werden wollen sollten sie doch einfach abnehmen. Als wäre die Diskriminierung eine Maßnahme um die faulen Dicken dazu zu bringen abzunehmen und jeder der es halt nicht tut ist selbst schuld wenn er/sie diskriminiert wird.

Warum regt es dünne Menschen so auf, wenn Dicke sich nicht mehr schimpfen lassen wollen? Und warum fühlen sie sich so betroffen und angegriffen sobald Dicke aufbegehren und sich gegen ihre eigene Diskriminierung einsetzen?

Neben dünnen Kommentarschreibern kommen oft auch, die die von sich aus behaupten abgenommen zu haben und fürchterlich gegen alle die noch Dick sind lästern. Laut den „Wieder-Dünnen“ hätten alle die Verpflichtung Abzunehmen, dann gebe es ja auch kein Problem mehr mit Diskriminierung. Warum müssen die „wieder dünn Gewordenen“ – „ehemals Dicken“ missionieren so als lege das Seelenheil der gesamten Menschheit darin dünn zu sein?

Menschen, die sich für Dickenaktivismus / Fat Acceptance / Body Acceptance einsetzen, wollen nur eins: das kein Mensch aufgrund eines Körpermerkmales aus der Gesellschaft ausgeschlossen wird – ob ich dieses Körpermerkmal ändern kann oder nicht spielt dabei keine Rolle.

Nehmen wir ein Beispiel her: Ginge es anstatt um das Gewicht um die Haarfarbe und alle Menschen müssten blond sein damit sie vor Spott/ Hohn/ Herabwürdigung/ Anfeindung/ Beschimpfung/ Hass/ Gewalt/ etc. geschützt wären – wer würde sich dann wirklich die Haare blond färben bzw. andere dazu zwingen sich die Haare blond zu färben? Wer nicht blond wäre hätte keine Menschenwürde, man dürfte sich über ihn/sie lustig machen, sie beschimpfen, sie nicht einstellen, sie kündigen, sie mehr zahlen lassen für die Krankenversicherung, sie mehr Steuern zahlen lassen, einen Krieg gegen sie führen bzw. Krieg gegen das Nicht-Blondsein führen. Und sie wären alle selbst schuld an ihrer eigenen Diskriminierung, denn sie könnten sich ja blond färben. Und sie da Nicht-Blondsein ein erhöhtes Gesundheitsrisiko birgt haben alle Blonden natürlich das Recht die Nicht-Blonden zum Färben zu zwingen, ist ja besser für ihre Gesundheit – ob es besser ist blond gefärbt zu sein haben wir zwar nie untersucht aber das macht nichts – blond ist besser. Hauptsache mensch entspricht dann dem Bild, das die Gesellschaft gerne hätte?

Das Beispiel ist natürlich Humbug aber genauso ist es beim Dicksein auch. Und jetzt werden mir einige Zustimmen und sagen aber da gibt es dann doch unterschiede Dick ist nicht gleich Dick – es gibt ja dann doch „Adipositas – Fettsucht“. Und was weiter? Ab wann steht einem Menschen keine Menschenwürde mehr zu? Ab welchem Gewicht? Welcher Haarfarbe?

Dicke/Fette Menschen werden allein schon durch Begriffe wie „Adipositas“, „Fettsucht“ und „Übergewicht“ herabgewürdigt. Diese Begriffe werden wie Schimpfworte benutzt und implizieren alle Vorurteile von faul, gefräßig, ekelhaft, etc. Wer will schon gerne ekelhaft sein und als ekelhaft wahrgenommen werden?  Sie sollen feststellen, dass es eine Grenze gibt, ab der ein Mensch zum Abnehmen gezwungen werden kann (natürlich immer im Hinblick auf seine Gesundheit). Der Zwang der dabei auf einen Menschen ausgeübt wird ist menschenverachtend und beraubt jegliche Würde.

Die Dickendebatte lebt von Angst – die Angst der Dicken krank zu sein bzw. früher zu sterben, die Angst der Wieder-Dünnen dick zu werden, die Angst der Dünnen es könnte ihnen etwas (zum Beispiel Geld) weggenommen werden. Also nein es ist nicht lächerlich sich gegen diese Zustände zu wehren. Es ist nicht lächerlich dafür einzutreten, dass alle Menschen ein freudvolles Leben in einem friedlichen und respektvollen Miteinander leben können. Es ist erschreckend mit welcher Freude manche Menschen andere herabwürdigen und wieviel noch getan werden muss um eine liebevollere Gesellschaft zu erschaffen in der wir alle ob dick, dünn, klein, groß, etc. in Frieden und mit Freude leben können. Aber ich bin mir sicher es lohnt sich dafür einzustehen und daran zu arbeiten. Es ist ein Ziel, dass wir alle anstreben sollten.

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