Dicke Kleidung: Anna Scholz

geschrieben von Anita Drexler

Manchmal braucht man Kleidung, die nicht gar zu viel über einen selbst aussagt. Die nicht gewagt wirkt, sondern stilsicher, hochwertig und konservativ. Stücke, mit denen nichts schief gehen kann. Genau das verkörpert das Label „Anna Scholz“ für mich.

Über „Anna Scholz“  wurde schon viel geschrieben. Die Marke ist ein großer Name in der Plus-Size-Szene, bekannt für exzellent geschnittene Kleider und die gekonnte Verwendung von Farben und Mustern. Im Wesentlichen kann ich die Reputation der Marke nur bestätigen.

Die Designerin Anna Scholz designet für zwei Linien – einmal die mit den regulären Stücken in Premiumqualität, die in ihrem eigenen Onlineshop angeboten werden und zusätzlich seit dem Jahr 2014 eine Kollektion für den bekannten Online-Shop „sheego“, die insgesamt etwas konventioneller und preisgünstiger ausfällt.

Dieser Artikel bezieht sich vornehmlich auf meine Einkaufserfahrungen im regulären „Anna Scholz“ –Shop; sollte ich einmal bei sheego bestellen, wird ein Artikel darüber nachgereicht bzw. dieser hier ergänzt.

Das Angebot auf der Website ist übersichtlich aufgeteilt in einen Bereich für die Abverkaufs-Artikel und einen für jene Stücke mit den regulären Preisen – praktisch, wenn man schon vorher weiß, dass man aufs Geld wird achten müssen/wollen. Auf der Shopseite befindet sich außerdem ein kleiner Blog mit Blicken hinter die Kulissen des Designprozesses,, den ich sehr lesenswert fand.

Kommen wir zum Wichtigsten, zur Kleidung.

Der Onlineshop bietet eine feine Auswahl an Business- Abend- Freizeit und Sportmode. Dabei dürften vor allem Liebhaberinnen von Röcken und Kleidern fündig werden – die Auswahl an Hosen ist hingegen etwas zu limitiert und sollte noch erweitert werden. Als Zielgruppe würde ich Frauen ab 30 Jahren erkennen, die an femininer Mode mit eher konventionellen Schnitten und eher unkonventionellen Mustern Spaß haben.

Zur Auswahl an Konfektionsgrößen lässt sich sagen: Auf der regulären Website findet sich Kleidung von den UK-Größen 16 (hierzulande Größe 42) bis 28 (bei uns Größe 54), sheego bieten ihre „Anna Scholz“- Linie in den deutschen Konfektionsgrößen 40 – 58 an. Wie immer möchte ich anmerken, dass diese Auswahl, gerade bei sheego, eigentlich schon ganz gut ist, man aber bitte auch einmal an die Damen mit Konfektionsgröße 60 und mehr denken sollte, die ebenfalls gut gekleidet sein wollen.

Die Verarbeitung der Produkte ist sehr gut, die Stoffqualität schön und anhand der Fotos gut abzuschätzen. Die Produkte, die ich besitze, wurden allesamt nicht in Dumpinglohnländern wie Kambodscha oder Vietnam produziert, sondern in Polen – was  durchaus für das soziale Gewissen des Labels spricht und für mich immer ein Grund ist, etwas tiefer ins Portemonnaie zu greifen. Auch die Passform hat bisher 1:1 mit den Größentabellen auf der Website übereingestimmt – man muss sich keine Sorgen machen, dass die Notwendigkeit bestehen könnte, eine Größe rauf- oder runterzubestellen. Das ist sehr angenehm, aber auch etwas, das man in diesem Qualitätsbereich erwarten darf.

Preislich bewegen wir uns im unteren bis mittleren oberen Segment. Für eine Jacke zahlt man schon einmal €500.-, für ein Kleid €300.-. Selbst im Abverkauf kosten die Stücke dann noch so viel, wie ähnliche Produkte in etablierten (Mittelklasse-) Kaufhäusern zum Regulärpreis. Eine Alternative ist sicher die günstigere sheego – Linie, wo ein Kleid regulär um die  €130.- (im Abverkauf aber auch deutlich darunter) zu haben ist. Wie diese Preisdifferenz sich erklärt, konnte ich bis dato nicht genau ermitteln, ich tippe auf Faktoren wie größere Stückzahl, höhere Reichweite, weniger komplexe Muster, andere Stoffwahl und eventuell auch Unterschiede in den Produktionsstätten. Designtechnisch lässt sich jedoch sowohl bei der sheego- wie auch bei der  Premiumlinie der Stil der Designerin Anna Scholz ganz klar erkennen und es sind in beiden Kollektionen sehr schöne Stücke dabei.

Die Präsentation der Kleidung im „Anna Scholz“- Onlineshop zeigt sich ethnisch divers, durch altersmäßige Streuung der Models konnte sie sich jedoch leider nicht hervortun [1]. Hilfreich für die Kaufentscheidung wäre auch, wenn man die Kleidung an verschiedenen Körpertypen zeigen würde, da ein und dasselbe Stück an einer kleinen Frau einfach anders sitzt als an einer mittelgroßen oder großen Trägerin derselben Konfektionsgröße.

Physische Läden gibt es von „Anna Scholz“ leider keine mehr, nachdem der deutsche Flagshipstore mangels Rentabilität wieder geschlossen werden musste, allerdings gibt es einige große Kaufhäuser, die die Linie führen. Sollte es technisch und logistisch möglich sein, wäre es begrüßenswert, würde man einen Shopfinder in die Website integrieren.

Versandkosten fallen  im „Anna Scholz“- Onlineshop bis zu einem Einkaufswert von £125.- an – derzeit in der Höhe von €13.-. Bei sheego zahlt man laut Website eine versandkostenunabhängige Lieferpauschale von €6,95.-. Mit Retouren musste ich bisher zwar  noch keine Erfahrungen machen, allerdings hat man mit einem Wohnsitz außerhalb Großbritanniens die Kosten dafür selbst zu tragen.

Zusammengefasst gesagt:
Pro: hochwertige Verarbeitung, durchdachte Designs, zwei unterschiedliche Preiskonzepte
Contra: Premiumlinie selbst im Sale teilweise unerschwinglich, keine physischen Läden (mehr), Produktpräsentation könnte inklusiver sein
Kaufempfehlung für: elegante, konservative Mode, Businessmode für Frauen ab 30,  Kleider und Röcke

[1] Es ist sicher nicht die primäre Aufgabe von Modelabels politisch korrekt zu sein, aber schön zu sehen ist es dennoch, weswegen in diesem Blog darauf Wert gelegt werden soll.

Dicke Kleidung: Zu Besuch im Stocksale Pop-up-Store

geschrieben von Anita Drexler

 

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Pop-up-Stores boomen ja zur Zeit, Lagerabverkäufe sind generell eine gute Sache und nachhaltig produzierte Mode, so wichtig sie ist, immer noch viel zu selten – und in Plusgrößen leider sowieso kaum vorhanden.

Stocksale kombiniert seit 2013 diese drei magischen Ingredienzien, abwechselnd bei Verkaufsevents für Kinder- und für Erwachsenenmode.

Nach dem Lesen der Anzeige auf der Webpräsenz der Zeitschrift „Woman“, war ich aber erst einmal frustriert.  „ Für Frauen in den Größen 34-44 und Männer in den Größen 48-54“ schmetterte mir der Artikel entgegen. Das machte mich ein bisschen traurig, denn ich mag Lagerabverkäufe sehr und nachhaltige Mode würde ich auch gerne viel mehr kaufen.

Da ich im Händler_innenverzeichis aber auch auf Labels gestoßen bin, deren Mode ich selbst regelmäßig kaufe, habe ich, obwohl ich längst keine 44 mehr trage, den Versuch gewagt, hinzugehen und die Veranstaltung gleich auf ihre Dickenfreundlichkeit zu prüfen.

Der Pop-up-Store findet in wechselnden Locations statt, diesmal in der Schloßgasse im 5.Bezirk. Der Veranstaltungsort, ein an der Baufälligkeit schrammendes Gebäude, liegt etwas versteckt in einer Seitengasse. Auf Grund des regen Besucher_innenandranges  wurde ich gleich vom Strom der Meute ans Ziel gespült, was sehr praktisch war.

Über die Treppe hinauf gelangte man in den zweiten Stock. Dort reihten sich dann, auf zwei mittelgroße Räume verteilt, ganz puristisch Kleidungsstücke auf etwas abgenutzten Stangen aneinander. Die Ware wurde sowohl nach Größen, als nach Kategorien und nach Geschlecht unterteilt, nicht jedoch nach Herstellerfirmen. Dabei war das Publikum bürgerlich-alternativ, darunter viele junge Leute. Trotz des Andranges war die Stimmung sehr freundlich, Gepöbel habe ich während meiner Zeit dort nicht erlebt.

Größenmäßig fand ich im Wesentlichen das Erwartete vor – vornehmlich kleine Größen. Allerdings wurde ich dann, unter Berücksichtigung der folgenden beiden Punkte, auch mit meiner größeren Kleidergröße fündig:

  1. Es gab eine gute Auswahl an „One Size“-Stücken – die Schnitte und Passform unterscheiden sich von Marke zu Marke, aber bis etwa Größe 52 wird frau ( die Männergrößen habe ich mir nicht im Detail angeschaut) dort sehr wahrscheinlich etwas finden können.
  1. „Kenne dein Label“ – einige der angebotenen Herstellerfirmen produzieren auch in Größen jenseits der Kleidergröße 44- meinen Recherchen nach bis zur Größe 52. Genau so war das Kleidungsangebot auch im Stocksale vertreten. Allerdings leider oft versteckt in der One-Size-Sektion oder hinter nichtnumerischen Größenangaben, daher musste man einiges an Zeit zum Suchen aufwenden. Dazu sollte man auch wissen, dass eine Größe XL bei einem Label eher einer 44 enstsprechen kann, während es beim anderen einer Konfektionsgröße 52 gleichkommt.Vorabrecherche ist der Schlüssel – das klingt mühsam und ist es auch – aber es lohnt sich.

Generell sollte man für einen Besuch beim Stocksale  Zeit und Muße mitbringen. Wo der Andrang groß ist, können Gänge eng werden und um Kleidung probieren zu können steht man gut und gerne 30 Minuten an. Dafür steht man dann in einer großen, mit Tüchern abgetrennten Massenkabine, was bedeutet: keine Privatsphäre, aber dafür viel Platz.

Am Ende habe ich für mich,  einer gewissen Frustration zum Trotz, 11 Teile gefunden und bin bei der Gelegenheit auch gleich auf ein, zwei Labels gestoßen, die ich im Auge behalten werde. Es hat sich also ausgezahlt.Unterm Strich war mein Eindruck der, dass es sich beim Stocksale um eine gelungene Veranstaltung handelt.

Aus Sicht einer dicken Frau wäre es jedoch wünschenswert, in Zukunft verstärkt auch Mode in Größen jenseits der 50 kaufen zu können.  Natürlich kann es gut sein, dass diese Lücke einfach einem Mangel an geeigneten Herstellern geschuldet ist. Meiner Erfahrung nach versteifen sich gerade junge, kleine Labels oft ausschließlich auf die Größen 36-44; vermutlich, weil die das als die wirtschaftlichste Lösung ansehen. Dass der Markt in diesem Segment ziemlich gut gesättigt ist und es durchaus geschickt sein könnte, auf  individualisierbare Konzepte oder gleich auf große Größen zu setzen, weil der Mangel an Angebot auf diesem Sektor eklatant ist , wird oft übersehen. So betrachtet ist der Stocksale einfach Spiegel einer nicht sehr dickenfreundlichen Branche. Allerdings gibt es vereinzelt Hersteller, die mit inklusiveren Größenmodellen aufwarten. In diesem Sinne die Anregung an die Veranstalter_innen, bewusst Kontakte zu Herstellern zu suchen, die auch große Größen anbieten. So könnte diese, ohnehin schon sehr gute, Veranstaltung noch mehr an Reiz gewinnen.

Zusammengefasst gesagt:

Pro: nachhaltig produzierte, hochwertige Mode zum leistbaren Preis

Contra: ziemliches Gedränge, definitiv nur für kleine Übergrößen bis max. Größe 52

Kaufempfehlung für: Büro- und Freizeitmode, nachhaltig und fair produzierte Stücke – preislich im unteren bis oberen Mittelmaß angesiedelt

Die Seite von Stocksale findet ihr hier.

Der derzeitige Verkauf geht noch bis 23. April.

Dicke Kleidung: Lascana

geschrieben von Anita Drexler

Unterwäsche kauft man zwar nicht allzu oft,  aber wenn, muss sie besser passen als normale Kleidung. Im Übergrößenbereich kann das in physischen Geschäften ziemlich mühselig werden, also muss mal wieder das Internet herhalten.

Bei einer Recherche, die den Suchbegriff „Pagenhosen“ beinhaltete, bin ich auf Lascana gestoßen – und fand das Einkaufserlebnis gar nicht so schlecht. Gleich vorweg: Es handelt sich dabei um KEINEN reinen Plussize-Anbieter. Allerdings verfügt er über ein breites Angebot an klassischer Unterwäsche über Badekleidung bis hin zu Nachtwäsche. Es handelt sich dabei um ein Label mit Multi-Brand-Konzept, daher um einen Anbieter, der verschiedene Marken im Sortiment hat und zur OTTO-Gruppe gehört. In Deutschland schon seit 2006 und auch mit physischen Geschäften am Markt, startete man Mai 2015 einen Online-Shop für Kund_innen aus Österreich.

Das Unterwäschesegment war für mich das Hauptargument, bei Lascana einzukaufen. Die Auswahl ist gut, der Anbieter listet BHs mit Unterbrustumfang bis 120 und bis Cup F und auch ungewöhnliche Größen wie 95 AA kann man hier kaufen. Weiterer Vorteil: Selbst Produkte in „Randgrößen“ sehen meistens gut aus. Im Bereich Slips/Strings/Panties hat mich gefreut, dass auch Produkte in größeren Größen, sowie weniger beliebte Kategorien wie Panties in verschiedenen Stilen angeboten werden. Der Produktbereich „Unterwäsche“ wird bis Größe 58 geführt –  das ist mehr, als üblich ist, jedoch ist für Übergrößen jenseits der 60 leider einmal mehr nichts dabei.

Bademoden wären sicher ein weiterer Grund, eine Bestellung zu wagen, wobei ich mit einer Sache sehr unglücklich bin. Während Tankinis und Badeanzüge bis Größe 54 bzw. 58 reichen bzw. bis zu den Körbchengrößen E/F, ist bei Bikinis schon bei Kleidergröße 52 Schluss. Eigentlich ist das nicht nachvollziehbar, denn Hersteller, die entsprechende Größen produzieren, gibt es. Nachtwäsche und Homewear werden bis Größe 58 geführt; die Designs reichen hier von niedlich bis klassisch. Nichts Außergewöhnliches, aber für den Hausgebrauch durchaus in Ordnung.

Die Verarbeitung der Produkte ist dabei sehr unterschiedlich. Neben Erzeugnissen für die Hausmarke finden sich auch solche namhafte Anbieter wie Schiesser, Sloggy oder Mey, wobei für mich die größte Überraschung war, dass ich mit den Produkten der Hausmarke bzw. No-Name-Artikeln deutlich besser gefahren bin als mit dem Großteil der Markenprodukte.

Preislich bewegt man sich bei Lascana innerhalb einer recht weiten Spanne – von eher günstig bis zum mittleren Preissegment ist alles vertreten.

Die Versandkosten entfallen regulär ab einem Bestellwert von €75, darunter zahlt man €5,95.- wobei es immer wieder Aktionen gibt, in deren Rahmen diese Regelung aufgeweicht wird. Die Versandgeschwindigkeit ist durchschnittlich schnell, retournieren musste ich bisher noch nichts.

Wenig erfreulich, neben der Problematik mit den großen Übergrößen, fand ich den Umstand, dass ich seit meiner ersten Bestellung nach so gut wie jedem Besuch der Seite unaufgefordert Werbematerial von OTTO zugesendet bekomme. Zwar lässt sich das sicher irgendwie abstellen, aber lästig ist es allemal.

Ein weiterer Punkt, über den man vielleicht nachdenken sollte, sind die Fotomodelle. Während lobenswerterweise auch nicht-kaukasische Models für die Shootings verwendet wurden, konnte ich niemanden finden, der nicht jung und sehr schlank war. Natürlich ist klar, dass gerade bei Katalogshootings auch immer ganz praktische Überlegungen dahinter stehen: Wer kostet wenig, wer ist verfügbar, wer repräsentiert am ehesten die Zielgruppe, ohne zu sehr von der Kleidung abzulenken, wer passt überall rein und kann daher am vielfältigsten verwendet werden. Trotzdem wäre es begrüßenswert, würde man es schaffen, Vielfalt besser abzubilden. Das fängt bei Hautfarbe an und geht über verschiedene Körpertypen, bis hin zu Menschen mit körperlichen Beeinträchtigungen. Auch wenn es auf den ersten Blick nichts als Nachteile und Kontroversen zu bringen scheint: Inklusivität macht die Gesellschaft besser und im Kleinen kann man beginnen, Zeichen zu setzen. Das gilt natürlich nicht nur für die OTTO-Gruppe und ihre Ableger, aber als eines der größten Versandhäuser weltweit hätte man vermutlich die Ressourcen, dahingehend zumindest mehr zu versuchen.

Zusammengefasst gesagt:

Pro: leistbar, ansprechende Designs, breites Spektrum an Produkten, bei Unterwäsche und Nachtwäsche zumindest bis Größe 58 gute Auswahl

Contra: Größensegment gerade im Bademoden-Bereich nicht ausreichend, zumindest vereinzelt große Übergrößen wären wünschenswert, Präsentation könnte inklusiver sein

Kaufempfehlung für: Unterwäsche und Nachtwäsche – für Konfektionsgrößen bis 58

 

Zur österreichischen Seite kommt man hier.

 

 

 

 

Dicke Kleidung: Carmakoma

geschrieben von Anita Drexler

Kleidung finden im Plussize-Bereich ist per se schwierig. Darum möchten wir unsere Rubrik „Dicke Kleidung“ nutzen, um euch Labels und Geschäfte vorzustellen, in denen man fündig werden kann – oder euch, sollten wir danebengelangt haben, auch diesbezüglich mit Erfahrungswerten zu versorgen.

Liest man sich einschlägige Modeblogs durch, fallen einem einige Marken auf, die immer wieder genannt werden. Carmakoma ist eine davon. Mich begleitet die Mode dieses Erzeugers schon seit vielen Jahren – trotz ihrer Schwächen. Aber zäumen wir das Pferd nicht von hinten auf… Weiterlesen

Dicke Kleidung: Amateur Fashion

geschrieben von Anita Drexler

Amateur Fashion ist eines jener jungen, unabhängigen Modelabels mit Geschäft, wie man sie heute in Österreichs größeren Städten immer öfter findet. Meistens haben Ausflüge in solche Läden für mich ernüchternd geendet. Da die Geschäfte plus Werkstätten oft von Einzelpersonen oder kleinen Kollektiven geführt werden und man dort qualitativ hochwertige Stücke und innovative Designs zum leistbaren Preis anbieten möchte, werden nicht selten nur wenige Größen geführt – das Angebot endet oft schon bei Kleidergröße 42.

Amateur Fashion ist anders. Der Laden liegt am Anfang der Reindorfgasse im 15. Wiener Gemeindebezirk und ist ein Kollektiv aus Café, Fahrradgeschäft und Modegeschäft, wobei letzteres gefühlt den Großteil der Ladenfläche ausfüllt. Weiterlesen

Einkaufserlebnis ab Größe 60

geschrieben von Malena Glück

Kleidungskauf in Größe 60 und mehr? Ich kann froh sein, dass mir überhaupt irgendwas passt. Unterhosen schnüren ein, rollen sich hinunter und im Endeffekt ist es oft so als würde frau keine tragen. Hosen schnüren den Bauch ein oder sind so groß, das frau einen Gürtel braucht und Gürtel in meiner Größe sind eine Rarität und auch die hinterlassen geröttete Druckstellen auf meinem empfindlichen Bauch. Jacken in 68 wo seid ihr? Ich will schließlich noch was drunter tragen. Und Regenmäntel in Übergröße sind wohl nicht drin oder? Tja und mehr als schwarz und hässliche Muster kann frau sich wohl ab Größe 60 nicht erwarten? Ach was mit einem Gewicht von 175 kg geht eh niemand mehr hinaus – wieso auch? Meinen 175kg Körper kann ich wohl der Gesellschaft nicht zumuten wenn es nach Modemachern und Kleidungsgeschäften geht vor allem in Österreich. Auch Geschäfte die sich für Übergrößengeschäfte deklarieren enden bei 54 max. 60 oder bieten max. 4 Kleidungsstücke in Größe 64 an. Größe 68 kannst du so gar nicht kaufen also ran ans bestellen oh warte auch hier sind die Internetdienste sehr eingeschränkt in ihrer Auswahl wenn frau jetzt nicht unbedingt in den USA oder England bestellen möchte. Gut einen Schneider kann ich mir jetzt nicht für jedes Kleidungsstück leisten das ich brauche also muss ich mich wohl mit dem Angebot zufrieden geben – NEIN mach ich aber nicht. Ich bin wütend und das mit Recht.

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Dicke Kleidung: Plus-Size-Flohmarkt Wien am 5.7.2015

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Liebe Plus-Size-Freund*innen!

Lasst uns uns kurz vorstellen: Wir, Veronika und Rhea, sind zwei kurvige Künstlerinnen, die sich seit langem mit Body-Positivity beschäftigen. Ein wichtiger Teil davon ist „Fatshion“. – In diesem Bereich hapert‘s in Österreich leider gewaltig, weswegen wir beschlossen haben, dass wir die Sache selbst in die Hand nehmen und unsere kurvigen Artgenoss*innen zum allerallerersten informellen Plus-Size-Flohmarkt (Verkaufen/Tauschen/Verschenken) einladen.

Mistet also euren Kleiderkasten aus, und bringt euer Gewand, Wide-width-Schuhe, Accessoires, thematische Bücher, etc. (gerne auch eine Kleiderstange) ins Atelier 15. Tische und Sesseln sind vorhanden. Ab 13Uhr sind wir vor Ort (für alle, die etwas aufbauen möchten), ab 14Uhr geht‘s dann so richtig los.

Um Anmeldung („Aussteller*innen“) bis zum 4.7.2015 wird gebeten unter: rhea@venusinecht.com

Wir freuen uns auf Austausch in einer netten Runde mit Snacks und Getränken. Über Weiterleitung an Interessierte würden wir uns freuen!

Dicke Grüße, Veronika & Rhea“

Infos über uns findet ihr unter: www.venusinecht.com und www.veronikamerklein.com

Neue Rubrik: Dicke Kleidung

Wir wissen alle, dass es problematisch ist, einen vollen Körper zu haben. Nicht, weil es per se ein Makel wäre, sondern vielmehr, weil die Gesellschaft, in der wir leben, ihn dazu macht.

In vielen zahlreichen internen Diskussionen sind wir immer wieder zum Schluss gekommen, dass es, neben den herrschenden Vorurteilen in Bezug auf Gesundheit und Charakter, vor allem die Gestaltbarkeit des Alltags ist, die dicken Menschen Probleme bereitet. Zentrales Thema dabei ist die Kleidung.

Wir wollen dieses Thema daher zu einem wichtigen Punkt in der nächsten Zeit werden lassen. Mit Reflexionen über Einkaufserlebnisse, über das Verhältnis Dicker zu Phänomenen wie Kleidung, Mode und Konsum, aber auch über ganz konkrete Aktionen, die wir vorhaben zu setzen.

Eine davon soll die kritische Auseinandersetzung mit diversen Kleidungsgeschäften für Übergrößen sein. Im Zuge dessen werden wir euch in gewissen, vorerst noch unregelmäßigen, Abständen unsere ganz persönlichen Einkaufserlebnisse schildern.

Momentaufnahme 10 (06.06.2015 18-53)

Neben der Auseinandersetzung mit genutzten und versäumten Möglichkeiten was Sortiment, Raumgestaltung  und den respektvollen Umgang mit dicken Körpern angeht, wollen wir diese Rubrik auch nützen, um für unsere Leserinnen und uns selbst ein detaillierteres Bild davon zu erarbeiten, wie sich die „Karte der dicken Kleiderwelt“ derzeit zusammensetzt, wo Raum genutzt wird und wo Platz nach oben ist. Dabei wollen wir uns klar von der kapitalistischen Sichtweise der meisten, wenn nicht aller, bestehenden Modeblogs abgrenzen und eine eigene, reflektierte Perspektive zu diesem Thema aufzeigen.